ArmaFlor® und WollTerra® Böschungsfaschinen
Aufgrund der zuvor dargestellten Probleme bei der Beschaffung des Vormaterials sowie der Herstellung, aber auch des Einbaus von Tot- und Lebendholzfaschinen wurde es erforderlich, neben den Alternativen für den aquatischen Erosionsschutzbereich auch geeignete Alternativen im terrestrischen Sicherungsbau zu entwickeln.
Auf Basis dieser Erkenntnis wurde von BGS ein umfangreiches Faschinenprogramm unter der Bezeichnung ArmaFlor® Böschungsfaschinen entwickelt.
Diese Böschungsfaschinen dienen als Ersatz für den klassischen Verbau von Tot- und Lebendholzfaschinen und zeichnen sich dadurch aus, dass sie maschinell produziert und kostengünstig hergestellt werden können.
Ebenfalls wird auf Rohstoffe zurück gegriffen (z.B. Miscanthushäckselgut, Stroh oder Heu, aber auch Wolle), welche ohne größere Beschaffungsprobleme ganzjährig zur Verfügung stehen. Weiterhin können je nach Auswahl des entsprechenden Materials die Abstimmungen zur Sicherungsaufgabe wesentlich gezielter stattfinden. So kann beispielsweise bereits eine Ansaat in Kombination mit dem Einbau der Böschungsfaschinen vorgesehen werden.
Auch der deutlich verbesserte Rückhalt von Sedimenten ist ein Vorteil zu Totholzfaschinen / Reisigbündeln.
ArmaFlor® Böschungsfaschinen werden mit biologisch abbaubaren Naturprodukten und biologisch hergestellten sowie abbaubaren Biopolymeren produziert.
Im Gegensatz zu Tot- und Lebendholzfaschinen wird also ganz bewusst auf die Verwendung von stark verzinkten Drähten oder Kunststoffschnüren verzichtet, welche die Reisigbündel zusammen halten.
Auch die Standzeiten von ArmaFlor® Böschungsfaschinen (z.B. mit Miscanthusfüllung) sind im Vergleich zu Totholz deutlich länger.
Weitere Alternativen, zum Beispiel zur Herstellung von Rautenflechtwerken, Weidenspreitlagen oder ähnlichen, technisch überholten Produkten, finden Sie unter anderem im Kapitel WollTerra®.
Die detaillierten Spezifikationen erhalten Sie im Kapitel LV-Texte bzw. auf Anfrage.
Weitere Informationen finden Sie ebenfalls in den Informationsschriften Nr. 54, 85 sowie 95, welche wir Ihnen auf Anfrage gern zusenden.
ArmaFlor® Böschungsfaschine aus Stroh Typ BF-S
Im sogenannten Kemafil-Verfahren werden ArmaFlor® Böschungsfaschinen der Baureihe BF-S(H)/100 hergestellt...
Mittels des Kemafil-Verfahrens wird Heu bzw. Stroh oder eine Mischung aus beiden Materialien schonend um zwei Naturgarne gewickelt, die als sogenannte Führungsstricke dienen. Hieraus entsteht ein Strick, der üblicherweise in Längen zwischen 5 – 25 m hergestellt wird.
Der Durchmesser beträgt ca. 100 – 120 mm.
Die oben genannten Maßvariationen ergeben sich aufgrund der Toleranz und der jeweilig pro Jahr veränderten Erntequalitäten.
Als äußere Umhüllung werden leichte Jutegewebe oder Biovliese, zum Beispiel auf Basis von Wolle, verwendet.
Zu Erhöhung der Festigkeit und Stabilität wird als letzter Arbeitsschritt bei der Produktion der Böschungsfaschinen Typ BF-S(H)/100 eine netzartige Struktur aus Naturgarn oder PLA-Garn (Polymilchsäure/Biopolymere) um den Führungsstrick gewickelt.
Die Verwendung der ArmaFlor® Böschungsfaschinen Typ BF-S(H)/100 beschränkt sich auf den terrestrischen Einsatz an kleineren Böschungen, welche mit geringem Aufwand begrünt und gegebenenfalls mit einer Kombination aus Böschungsfaschinen und Ansaat gesichert werden sollen.
Aufgrund des schonenden Herstellungsverfahrens ist bei der Verwendung von unbehandeltem Heu bereits innerhalb der Faschinen eine große Anzahl von keimfähigem Saatgut vorhanden.
So können bei der Herstellung dieser Böschungsfaschinen zum Beispiel gebietsheimische Gräser durch einen Vorortschnitt der entsprechenden Wiesen integriert werden.
Auch eine gezielte Verwendung von beispielsweise silikatarmen Grasarten durch entsprechende Gewinnung an geeigneten Ernteplätzen ist möglich.
Diese speziellen, projektgebundenen Herstellungsmöglichkeiten sind selbstverständlich immer in einer wirtschaftlichen Relation der gewünschten Menge und Ausführung zu sehen.
Im Standard werden diese Rohstoffe für die Herstellung der Böschungsfaschinen aus der jährlichen Heu- und Strohproduktion gewonnen.
Bei der Strohauswahl wird vornehmlich Weizen- und Gerstenstroh verwendet. Auch hier sind aufgrund der zuvor beschriebenen Herstellungsmethoden Getreidekornanteile im Produkt enthalten, die nach Aufbringung auf die zuvor als Planum hergestellten Böschungsabschnitte keimen können.
Die Befestigung der ArmaFlor® Böschungsfaschinen Typ BF-S(H)/100 erfolgt mittels BesFix© Holzpflöcken oder Biohaften.
Eine zusätzliche Ansaat kann ebenfalls erfolgen.
Die übliche Einbauart der Böschungsfaschinen ist mäanderförmig oder in Längs- und Querrichtung, um somit Geo-/Ecozellen herzustellen (z.B. in Größen von 30 x 30 cm oder 50 x 50 cm).
Die entsprechende Auswahl der Zellengröße steht in Abhängigkeit zu dem anstehenden Rohboden der Böschung sowie der Böschungsneigung. Empfohlen wird bei Böschungsneigungen steiler als 1:3 auf eine Zellengröße von 50 x 50cm zurück zu greifen und bei Böschungsneigungen ab 1:1 Zellengrößen von ca. 30 x 30cm zu wählen.
Die Befestigung mittels BesFix® Erdnägeln erfolgt üblicherweise im Abstand von 30 bzw. 50 cm.
Weitere Informationen finden Sie in der Informationsschrift Nr. 85, die wir Ihnen auf Anfrage gern zusenden.
Des Weiteren verweisen wir auf das Kapitel WollTerra®, in der eine weitere Variante der Böschungsfaschine auf Basis von Schafschurwolle (unbehandelt) sowie das Flechtwerkband Typ FWB-W näher erläutert werden.
WollTerra® Böschungsfaschine aus Wolle Typ BF-W
Eine weitere Variante der Böschungsfaschinen ist eine Ausführung der Produktreihe WollTerra® Typ BF-W...
Diese Faschine, die aus Wolle deutscher Herkunft besteht, hat verschiedene positive Eigenschaften, die insbesondere vorteilhaft sind bei nur geringen Oberbodenstärken von ≤ 10cm bzw. bei Verzicht auf die Verwendung von Oberboden und somit komplett ausschließlicher Verwendung von Rohboden.
Durch den sukzessiv fortschreitenden Abbau der Wolle und somit die über mehrere Jahre stattfindende Umwandlung in einen natürlichen Dünger, wirkt der in der unbehandelten Wolle enthaltene Wollwachs- bzw. Wollfettanteil (Lanolin), insbesondere zu Beginn des Einbaus als Dünger.
Auch besitzt die Wolle wasserspeichernde Eigenschaften, um so den umliegenden Boden mit Feuchtigkeit versorgen zu können.
Selbst bei Sättigung der Wolle mit Wasser hat die Wollfaschine die Eigenschaft, in begrenztem Maße weiteres Wasser an den Böschungsfuß abzuleiten
Die Wollfaschinen Typ BF-W werden im Durchmesser von 7 - 10 cm hergestellt und sind üblicherweise mit einem Wollvlies oder Jutegewebe ummantelt.
Eine weitere netzstrukturartige Umhüllung, im Standard aus PLA-Fäden, sorgt für eine zusätzliche Stabilität.
Die Wollfaschinen werden mäanderförmig, in Längs- und Querrichtung bzw. im 45° Winkel quer zum Böschungsverlauf verlegt.
Die Befestigung erfolgt mittels BesFix© Stahlhaften oder Holzpflöcken.
Die Zwischenräume zwischen den Wollfaschinen werden dann mit entsprechend vorhandenem Boden aufgefüllt.
Insbesondere auf der Böschungskrone werden die Wollfaschinen in mehreren Lagen parallel zum Böschungsfuß verlegt, um auch hier eventuell von der Böschungskrone über die Böschung laufendes Oberflächenwasser bereits auf der Krone abzufangen bzw. die Menge zu minimieren.
Nach dem Einbau, der Erdbefüllung und der leichten Übererdung kann dann eine Begrünung mit einer Ansaat, zum Beispiel in Form von BesTex® oder WollTerra® Saatmatten erfolgen.
Auch eine Bepflanzung in Kombination mit WollTerra® Mulchmatten und BGS-Helixis® Bodendeckern bzw. Efeu oder Roof`X® Vegetationsmatten ist möglich.
ArmaFlor® Böschungsfaschine aus Miscanthus Typ BF-M
Die Böschungsfaschine Typ BF-M/200 aus Miscanthus wurde als direkte Alternative für den Einsatz von Totholzfaschinen entwickelt...
Das Miscanthus-Häckselgut, welches ähnlich wie Schilfrohr oder Bambus aussieht, wird vornehmlich aus der Spezie Miscanthus giganteus hergestellt und weist im Vergleich zu Totholz eine deutlich bessere Verfügbarkeit auf.
Über mehrjährige Versuche hat sich zudem herausgestellt, dass Miscanthus insbesondere im wechselfeuchten Bereich eine höhere Beständigkeit als Kokosfasern besitzt.
Detaillierte Informationen zu dem Material Miscanthus finden Sie unter dem Kapitel „Materialien“ sowie in unserer Informationsschrift Nr. 54, welche wir Ihnen auf Anfrage gern zusenden.
Das Häckselgut wird werkseitig in einen zuvor aus einem Woll-PLA-Gemisch (Polymilchsäure) hergestellten Biovliesschlauch gefüllt und verdichtet. Der Biovliesschlauch ist zu 100 % biologisch abbaubar.
Der übliche Standard ist ein Durchmesser von 20 cm (in Sonderfällen auch in 30 cm) sowie eine Länge von 2 m (andere Längen auf Anfrage).
Das 100 % biologisch abbaubare Produkt wird mittels BesFix© Stahlhaften in 50 cm bzw. 100 cm Länge (je nach Bodenverhältnissen) und in einem Abstand von 50 cm im Böschungsfuß bzw. auf der Böschungsfläche befestigt.
Aufgrund der Ummantelung mit einem Biovliesschlauch ist die Rückhaltung von Sedimenten und die entsprechend natürliche Filterstabilität deutlich höher als bei Tot- und Lebendholzfaschinen. Ebenfalls ist die Begrünung, zum Beispiel durch Übererdung und Ansaat, aber auch durch zusätzliche Bepflanzung mit ArmaFlor® Steckhölzern (z.B. Salix oder Alnus-Spezien), deutlich erfolgsversprechender.
Somit ist die Miscanthus-Böschungsfaschine eine wirtschaftlich, aber auch bezüglich des Anwuchserfolges gute Alternative zu den bisherigen Technologien wie beispielsweise Lebendholzfaschinen.
Auch im Wasserwechselbereich sind die ArmaFlor® Böschungsfaschinen mit Miscanthusfüllung bei geringen hydraulischen Belastungen verwendbar und werden vornehmlich zur Böschungsfußsicherung eingesetzt.
Anstelle von Kokosfaschinen/Kokoswalzen findet sich ein häufiger Einsatz im Bereich von Regenwasserentlastungssystemen und kleineren Grabenanlagen. Hier werden die ArmaFlor® Böschungsfaschinen Typ BF-M/200 zur Sicherung des Böschungsfußes in Kombination mit einer Hinterfüllung und Bepflanzung verwendet (zum Beispiel mit den zuvor genannten Steckhölzern, aber auch mit ArmaFlor® Röhrichtballen).
Im Einsatz auf Böschungsflächen, in denen ein ca. 20 cm starker Oberbodenauftrag erfolgen soll, werden ArmaFlor® Böschungsfaschinen Typ BF-M/200 in Kombination mit BesFix© Stahlhaften verwendet. Nach dem Einbau werden die Zwischenräume zwischen den Faschinen mit Oberboden verfüllt.
Somit wird die natürlich fehlende Verzahnung zwischen Roh- und Oberboden über mehrere Jahre künstlich hergestellt und in Kombination mit Vegetation (zum Beispiel ArmaFlor® Saatmatten, Gräsermatten oder anderen Produkten) eine sichere Böschung aufgebaut.